31. Januar - 12. November 2017 Musée Du Quai Branly Jaques Chirac
L'AFRIQUE DES ROUTES



Auf den Spuren afrikanischer Kunst
Afrika – die Wiege der Menschheit – war durch die gesamte Geschichte hindurch stets über seine Handelswege mit dem Rest der Welt verbunden. Lange wurde der Kontinent vor allem aufgrund seiner Gold- und Rohstoffvorkommen geschätzt, doch Afrika verfügt auch über einen bedeutenden Kulturschatz und eine reiche künstlerische Tradition, die sich längst über die Grenzen des Kontinents hinaus verbreitet hat.
Afrika, ein Kontinent ohne Geschichte? Wenngleich solche Vorurteile weiter bestehen, lebten die Afrikaner doch nie in Isolation. Der Austausch innerhalb und außerhalb Afrikas, der lange Zeit kaum Beachtung fand, begann bereits Jahrtausende vor der Ankunft der Portugiesen Ende des 15. Jahrhunderts sowie vor der Kolonialisierung und der Unabhängigkeit.
In der Ausstellung "L’ Afrique des Routes" (dt. Wege in Afrika) werden Kunstwerke präsentiert, die vom Reichtum dieses Austauschs zeugen, darunter 300 Skulpturen, Gold- und Silberarbeiten, Elfenbeinstücke und Gemälde.
Beispiellos in Umfang und Vielfalt, erforscht sie die afrikanische Historie als Teil der Weltgeschichte seit der Prähistorik und zeigt die Bedeutung der afrikanischen Kunst im internationalen Kontext auf. Die Ausstellung erweckt das Afrika des fünften Jahrtausends v. Chr. zum Leben und zeigt wie Fluß-, Land- und Schifffahrtswege zu einem Austausch von Materialien, Kunst und Kultur beitrugen, der bis heute anhält.
Von Wandmalereien der Sahara bis zum chinesischen Porzellan aus Madagaskar, von den Ritualen der afrobrasilianischen Religion Candomblé in Südamerika bis zu verschiedensten zeitgenössischen Werken des nigerianischen Künstlers Yinka Shonibare präsentiert die Ausstellung ein allumfassendes Portrait eines Kontinents, der im Zentrum der Weltgeschichte steht.
Das Hauptaugenmerk der Ausstellung liegt auf der Vielzahl der Verbreitungswege der afrikanischen Kultur innerhalb und außerhalb des Kontinents im Laufe der Historie: über Straßen- und Landwege, Handel, Religion und Migration sowie Kolonialisierung wurden Kunstobjekte und Kunstformen in alle Himmelsrichtungen getragen.
Nicht nur innerhalb ihres Kontinents haben die Afrikaner ihre Kulturen und Traditionen in Umlauf gebracht, sie brachten ihre Ideen durch intensiven kulturellen Austausch auch in andere Teile der Welt. Eine "Isolation Afrikas" hat also niemals existiert – im Gegenteil: Afrika war schon immer ein Kontinent, der sich der Welt öffnet.
Land-, Fluss- und Schifffahrtswege haben auf natürliche Weise Migrationsbewegungen und gesellschaftliche Zusammenschlüsse begünstigt. Diese wiederum trugen zu einem beständigen Kulturwandel bei und ermöglichten die Verbreitung von Ideen, Wissen und Kunst.
Der Einfluss der afrikanischen Kunst erweiterte die Vorstellungskraft und das kreative Potential der modernen Künstler des Westens maßgeblich. So wurde beispielsweise Pablo Picasso von der "primitiven Kunst" Afrikas inspiriert, wie eine Ausstellung zeigt, die derzeit im Musée du Quai Branly zu sehen ist. Umgekehrt wurden westliche Kunstobjekte und Gemälde und neue Techniken übermittelt, darunter die Leinwandmalerei, die Lithografie und die Fotografie.
In Zeiten der Globalisierung sehen sich viele Künstler – sowohl in Afrika als auch in anderen Teilen der Welt – als Teil einer einzigen Nation. Sie drücken sich zwar in einer gemeinsamen Sprache aus, jedoch können sie eben mit dieser ihre Einzigartigkeit geltend machen. Moderne und zeitgenössische Werke von afrikanischen und europäischen Künstlern laden uns ein, konvergierende Formen und Intentionen in Augenschein zu nehmen.
Die Ausstellung "L’Afrique des Routes" ist noch bis zum 12. November 2017 im Musée Du Quai Branly Jaques Chirac in Paris zu sehen.