Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts

Vom 5. April bis zum 31. August 2014 zeigt das Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts in Baden-Baden die Ausstellung "LESSER URY UND DAS LICHT", die eine Wiederentdeckung des großartigen Malers ermöglicht. Gezeigt werden neben seinen technisch und farblich beeindruckenden Gemälden, nuancenreiche Zeichnungen und druckgrafische Arbeiten. Lesser Ury (1861-1931) zählte in Berlin um 1900 zu den wichtigsten deutschen Malern, zusammen mit Max Slevogt, Lovis Corinth und Max Liebermann. Breite Anerkennung und Nachruhm dieses jüdischen Künstlers wurden von persönlichen und politischen Einschnitten immer wieder behindert, am nachhaltigsten durch die Herrschaft der Nationalsozialisten ab 1933.
Zur kunstgeschichtlichen Bedeutung Urys tritt der technikgeschichtliche Übergang hinzu, von dem seine Bildmotive handeln. Die Ausstellung präsentiert den Licht-Maler Ury, und sie zeigt die historischen Geräte der damals revolutionär neuen Lichterzeugung durch Elektrik. Die Metropolen, Paris, London, Wien, vor allem aber Berlin, wurden nicht nur immer größer, sondern auch immer heller. In den Großstädten veränderten Gas- und Elektrobeleuchtung den jahrtausendealten Zivilisationsrhythmus von Tag und Nacht. Auf Urys Café-Bildern sehen wir, dass länger gefeiert werden konnte; auf seinen nächtlich beleuchteten Straßenszenen erkennen wir: Es wurde auch länger gearbeitet. Der technischen Lichtrevolution stand die malerische gegenüber. In der impressionistischen Malerei löste sich das Spiel der Farben von dem alten Auftrag, Gegenstände und Menschen abzubilden, und wandte sich immer mehr dem zu, was Gegenstände, Menschen und Farben überhaupt erst sichtbar macht: dem Licht.
Impressionen
Mitten in diesen Entwicklungen begegnen wir Lesser Ury. Seine Bildmotive geben die ganze Spanne zwischen künstlerischen und technischen Neuerungen wieder. Er ist ein Maler der menschenleeren Natur sowie der Metropole. Er hält Spiegelungen der Sonne auf Waldseen ebenso fest wie die von Autoscheinwerfern auf nasser Straße. In seinem Werk werden wir Zeugen, wie sich das Licht aus dem Wald oder vom Seeufer hinüber in die Stadt verlagert. Im 19. Jahrhundert ist das eine epochale Spannung: Sieht natürliches Mondlicht kälter oder wärmer aus als Gas- und Elektrobeleuchtung in der Großstadt? Die Präsentation im Museum LA8 ist die erste seiner Werke seit Ausstellungen in den 1950er Jahren sowie zuletzt 1995 in Berlin und ermöglicht eine Neubewertung dieses bedeutenden deutschen Impressionisten.